Der Satzanfang beginnt im Esperanto mit einem Großbuchstaben.
Sonst werden nur noch Eigennamen groß geschrieben.
Duzen und Siezen erkennt man im Esperanto nur daran, ob sich die Leute mit Vornamen
oder mit Familiennamen bzw. Titel anreden.
Die Anrede vi heißt sowohl 'du' als auch 'Sie'
und ändert sich auch nicht im Plural: vi 'ihr', 'Sie [alle]'.
Das deutsche "du" lässt sich nur mit dem veralteten ci
wiedergeben, das praktisch nur noch in ci-i 'duzen' vorkommt.
Eigennamen können im Esperanto unverändert bleiben.
Man soll dann aber die Namensform der Herkunftssprache wählen, also z.B. "Warszawa" und nicht "Warschau". Da diese Empfehlung oft an praktische Grenzen stößt (man denke an chinesische Namen), kann man Namen auch dem Esperanto angleichen. Es gibt aber dafür keine allgemein akzeptierten Regeln.
Um Namen zu kennzeichnen, damit sie wenigstens im Schriftlichen
nicht mit Bezeichnungen verwechselt werden, insbesondere
mit gleich lautenden, beginnen sie mit einem Großbuchstaben (wie im Deutschen).
Also: kubo 'Würfel', aber
Kubo 'Kuba'.
Trotz dieser einfachen Regel gibt es damit zwei Probleme (wie auch z.B. im Englischen). Zum einen ist die Grenze zwischen einem Namen und einem "Inhaltswort" (Apellativum) nicht eindeutig, wie man bei den Wochentagen und Monaten in verschiedenen Sprachen sieht.
Von Eigennamen abgeleitete Wortformen ebenfalls groß schreiben?
Zum anderen ist zu klären, ob von Namen abgeleitete Wortformen auch groß geschrieben werden sollen.
Meistens sieht man in Esperanto-Texten von Namen abgeleitete Wortformen klein geschrieben. Damit handelt man sich aber ein anderes Problem ein.
Es entspricht einer Grundregel des Esperanto, dass Wortstämme bei Ableitungen weder in der Lautform noch in der Schreibweise verändert werden. Dem widerspricht dann, dass man aus germano 'Deutscher' den Ländernamen Germanujo 'Deutschland' ableitet und dabei durch die Großschreibung den Wortstamm verändert.
In diesem Lehrwerk wird (wie im Englischen und im Niederländischen) durchgehend die Großschreibung verwendet, um den Anfänger sichtbar darauf hinzuweisen, dass es sich um einen Namen bzw. die abgeleitete Form eines Namens handelt. Der Fortgeschrittene mag es damit halten, wie er will.
Siehe speziell auch: Länder- und Einwohnernamen
Ein Personalpronomen hat im Esperanto einheitlich den Auslaut -i.
Der Auslaut stellt keine Endung dar, denn er ist nicht abtrennbar, d.h. gegen Wortklassenendungen austauschbar.
Beispiele:
Ein Possessivpronomen entsteht aus einem Personalpronomen durch Anhängen der Endung -a.
Beispiele:
Substantive sind mehrsilbige Wörter mit der Wortklassen-Endung -o
Einsilbige Wörter, die auf -o enden, sind keine Substantive. Beispiele: pro, po, tro, ho, Bo (Buchstabenname), usw.
Adjektive sind mehrsilbige Wörter mit der Wortklassen-Endung -a
(Vgl. auch die a-Endung der Possessivpronomina und der Ordinalia)
Einsilbige Wörter, die auf -a enden, sind keine Adjektive. Beispiele: tra, da, ja, la, ha, usw.
Adverbien erkennt man an der Wortklassen-Endung -e
(Andere Wörter mit adverbialem Charakter, aber ohne e-Endung, sind Partikeln.)
Beispiele für ein Adjektiv und das aus ihm abgeleitete Adverb:
bona => bone
gut (-er, -e, -es) => gut
intensa => intense
intensiv (-er, -e, -es) => intensiv
dekstra => dekstre
recht/er (-e, -es) => rechts
Unterschied zwischen Adjektiv und Adverb:
La kurso estas bona (Adjektiv).
Der Kurs ist gut.
La kurso funkcias bone (Adverb).
Der Kurs läuft (funktioniert) gut.
Adjektive erläutern ein Substantiv (hier das Subjekt kurso),
Adverbien eine Verbform (hier das Prädikat funkcias).
Spezielle Adverbien sind die Zahladverbien: unu/e 'erstens', du/e 'zweitens', usw.
Einsilbige Wörter, die auf -e enden, sind keine
Adverbien.
Beispiele: tre, je,
ĉe, de, ne, ke, se,
ve, he, usw.
Verbformen haben insgesamt 6 verschiedene Endungen. Alle zeigen die
Wortklasse "Verb" an.
Hier werden zunächst die ersten 3 Endungen
mit ihren Bedeutungen beschrieben.
Verben haben im Infinitiv die Endung -i
Verben haben im Imperativ (einheitlich) die Endung -u
Mit -u wird auch dt. 'sollen' wiedergegeben.
Beispiele:
Verben haben im Tempus Präsens die Endung -as
Genauso mit estas:
In der Grammatik zu Lektion 4 folgen weitere Bedeutungen der Verbformendung -as.
Das sog. unpersönliche "Es ..." am Anfang deutscher Sätze wird im Esperanto nicht ausgedrückt.
Estas Esperanto-kurso. Es ist ein Esperanto-Kurs.
Estas bone. (Adverbform!) Es ist gut.
Pluvas. Es regnet.
Esperanto hat einen unveränderlichen (bestimmten) Artikel: la
(Es gibt keinen unbestimmten Artikel wie im Deutschen: ein Mann / eine Frau usw.)
Mi estas en Esperanto-kurso. Ich bin in einem Esperanto-Kurs.
La kurso estas bona. Der Kurs ist gut.
Apud Hugo sidas viro. Neben Hugo sitzt ein Mann.
Kiu estas la viro? Wer ist der Mann?
In den obigen Beispielen sieht man, dass der unbestimmte Artikel aus dem Deutschen
im Esperanto nicht ausgedrückt wird.
Der bestimmte Artikel steht
vor einem Wort, das schon vorher Genanntes wiedergibt.
Insgesamt ist sein Gebrauch im Esperanto nicht streng geregelt.
Am besten verwendet man den bestimmten Artikel wie im Deutschen.
ne steht vor dem verneinten Wort oder Satz(teil).
Beispiele:
Mi ne komprenas. Ich verstehe nicht.
Ne Beate sidas apud Arno. Nicht Beate sitzt neben Arno (sondern Birgit).
Birgit sidas ne dekstre apud Hugo. Birgit sitzt nicht rechts neben Hugo (sondern links).
Die Kardinalia unu, du, tri, ('eins', 'zwei', 'drei') usw. bleiben im Esperanto unverändert, d.h. ohne Plural- oder Objektmarkierung:
Hodiaŭ mi lernos unu_ lecionon, morgaŭ du_ lecionojn.
Heute werde ich 1 Lektion, morgen 2 Lektionen lernen.
(Siehe das Zahlensystem im Esperanto)
Eine besondere Gruppe innerhalb der Wortwurzeln des Esperanto sind die Bildungswurzeln. Einerseits dienen sie als Suffixe und Präfixe zur Bildung vieler neuer Wörter, andererseits können sie als echte Wortwurzeln aber auch selbständig Wörter bilden.
In Lektion 1 kommen je ein Suffix und ein Präfix vor,
die Bildungswurzeln sind:
-in-
(Suffix): vir/o 'Mann' => vir/in/o
'Frau', in/o 'weibliches Wesen'
mal-
(Präfix): bon/a 'gut' =>
mal/bon/a 'schlecht', mal/o 'Gegenteil'
Die Bildungswurzeln werden bei ihrer ersten Verwendung im Kopf des betreffenden Lektionsabschnitts genannt. Man kann dann durch Anklicken in das Wörterbuch schauen, um nähere Einzelheiten zu der jeweiligen Bildungswurzel nachzulesen.
Nach Präpositionen bleibt das folgende Substantiv oder Pronomen in der Grundform.
Es muss nicht wie im Deutschen als zugehörig gekennzeichnet werden. Nach bestimmten Präpositionen kann aber ein Richtungs-n angehängt werden.
Beispiele (mit unterstrichener Grundform):
Wörter können im Esperanto wie im Deutschen einfach aneinandergehängt werden. Sie bilden dann ein Kompositum.
Beispiele:
(Die zweitletzte Silbe - Hauptakzent - ist unterstrichen.
Die Nebenbetonung auf dem ersten Wortteil ist fett gedruckt.)
Endet der erste Teil auf -o (Substantiv),
darf das -o wegfallen,
wenn die Aussprache dadurch nicht zu kompliziert wird.
Die Betonung verlagert sich nicht!
Beispiele:
Aber nicht: *Esperant-kurso, *aŭtradio
Der Gebrauch des Bindestrichs ist im Esperanto nicht geregelt. Er hat keinerlei inhaltliche Bedeutung, sondern dient letzten Endes nur dazu, das Lesen zu erleichtern. Dazu soll er die Wortstruktur bei Komposita (aus mehreren Wortstämmen zusammengesetzte Wörter) sichtbar machen, d.h. die Grenze zwischen zwei Wortstämmen anzeigen. (Der Bindestrich dient nicht dazu, Endungen abzutrennen.)
Daraus ergeben sich folgende Empfehlungen:
Beispiel: sentema
Bei der Aussprache von sent-ema kann der Bindestrich durch den im Deutschen gewohnten Knacklaut (Glottisschlag) wiedergegeben werden, aber das wird Muttersprachlern, die keinen Glottisschlag kennen, nur sehr schwer fallen.
Beispiele: for-iri, ĉi-okaze (nicht: *ĉio-kaze) usw.
Das gilt nicht, wenn der folgende Wortstamm eine Bildungswurzel
ist, da diese ja (fast) alle mit einem Vokal beginnen.
Also nicht:
*patr-ino, *bon-ulo, usw.
Treffen an der Grenze zwischen den Wortstämmen zwei Vokale aufeinander, so kann der Bindestrich gesetzt werden (und das auch vor Suffixen), um zu vermeiden, dass der Leser fälschlicherweise einen Diphthong liest.
Beispiele: fe-ino, pra-ulo gegenüber: Rejno, fraŭlo
Beispiel: poŝ-tranĉilo 'Taschenmesser', um die falsche Lesart *poŝt-ranĉilo zu vermeiden.
Ähnlich wie bei der Interpunktion bleibt es aber dem Schreibenden überlassen, wie er den Gebrauch des Bindestrichs handhabt, um das Lesen zu erleichtern. Ein Regelwerk würde hier die Rechtschreibung unnötig erschweren.
In diesem Lehrwerk wird der Bindestrich auch zuweilen bei der ersten Verwendung neuer zusammengesetzter Wörter verwendet, um ihre Struktur zu verdeutlichen und damit ihr Verständnis zu erleichtern.
Das Fragewort kiu 'wer' dient im Esperanto auch als Relativpronomen 'der, die, das' / 'welcher, welche, welches'.
Beispiel:
Kiu estas tiu viro? Wer ist der Mann [dort]?
Kiu? Ĉu tiu, kiu sidas dekstre de Hugo?
Wer? Der, der rechts von Hugo sitzt?
Ne, tiu, kiu sidas maldekstre de Hugo.
Nein, der, der links neben Hugo sitzt.
Weitere Bedeutungen und Gebrauchsmöglichkeiten von kiu im Wörterbuch Esperanto-Deutsch.