Obwohl Esperanto en dialogo, wie schon der Name "Esperanto im Dialog" sagt, eigentlich für eine Lernrunde von mindestens zwei Personen geschrieben ist, kann man es durchaus auch zum Selbstunterricht verwenden, indem man sozusagen beide Gesprächspartner im Dialog spielt. Eine Möglichkeit ist auch, die Antworten (und Übungen) jeweils zu schreiben, denn so prägen sich die neuen Wörter noch schneller und gründlicher ein. Das A und O beim Sprachenlernen ist das ständige Wiederholen, das Lesen am besten mit lautem Sprechen.
Nun zum Inhalt des Lehrwerks. Das Ziel ist, Esperanto auf natürliche Weise, nämlich in der sofortigen Verwendung im Gespräch zu erlernen. Das Lehrwerk ist so aufgebaut, dass man vor allem die häufigsten 500-1000 Wortwurzeln lernt. Hinzu kommen viele, für Deutschsprachige unmittelbar verständliche Wörter wie studento, sistemo, usw. Die Übungsstücke und Textthemen sind auf die Situationen ausgerichtet, die man in Esperantujo ("Esperantoland") am ehesten braucht; man lernt sozusagen gleichzeitig die "Landeskunde". Dazu gehören auch die Geschichte, die Idee und die Einrichtungen der Esperanto-Bewegung, eine Art Einführung in die Esperantokultur.
Auch Esperanto will gelernt sein, das wird man schon bei der ersten Lektion feststellen. Alle Lernenden sollten ihr Tempo selbst festlegen, aber auch die Fremdsprachenerfahrenen sollten sich davor hüten, zu schnell zu einem nächsten Abschnitt überzugehen, wenn sie die neuen Wörter und Satzmuster der vorigen noch nicht mühelos aktiv beherrschen. Zum Auswendiglernen wird durchaus geraten, zum Hin- und Herübersetzen nicht. Beim Wiederholen sollte man in jedem Fall laut lesen bzw. sprechen. Schreiben Sie auch immer alles auf, was Sie schon auswendig können, z.B. fiktive Briefe, Berichte usw. Dadurch üben Sie die Rechtschreibung. Führen Sie Dialoge mit sich selbst, wenn Sie beim Wiederholen keinen Partner vor sich haben. Kommentieren Sie für sich laufend Ihre Umgebung, leise oder besser noch laut. (Das kann zu lustigen Reaktionen der Umgebung führen, die Sie für einen Ausländer hält.)
Soweit das möglich ist, werden grammatische Regeln indirekt, einfach durch Anwendung im Text eingeführt. Obwohl die Kenntnis von Grammatik beim spontanen Sprechen wenig nützt, ist diese aber wichtig, um zu verstehen, warum manche Wort- oder Ausdrucksform "richtig" ist, eine andere aber nicht.
Unter den Sprachen tut sich Esperanto durch einen ungewöhnlich hohen Grad von Regelmäßigkeit hervor, was die Kreativität beim Sprechen fördert: Ausgehend von dem, was man auswendig gelernt hat, kann man leicht "erraten", wie ähnliche Sätze und Ausdrucksweisen wohl lauten werden (Analogieschlussweise, wird oft mit "Logik" verwechselt). Im Gegensatz zu anderen Sprachen hat man dabei auch als Anfänger eine sehr hohe Trefferrate. (Für die Sprachenexperten anders ausgedrückt: Im Esperanto gibt es nur wenig - und dann indoeuropäische - Idiomatik.)
Die Grammatik-Erläuterungen sind absichtlich knapp gehalten. Bis zur Lektion 5 wird schon die "gesamte" Esperanto-Grammatik vorgestellt. Interessenten für sprachliche Feinheiten finden weitere Einzelheiten in den Grammatikteilen der Lektionen 6 bis 9. Die nützliche Zamenhofsche Tabelle der Korrelativa (Tabellwörter) lässt sich im Grammatikteil zu Lektion 10 nachschlagen.
Esperanto en dialogo hat die Form eines Supertextes (engl. Hypertext) mit folgenden vernetzten Bestandteilen:
Die Lektionen sind in durchnummerierte Kapitel und Abschnitte eingeteilt. Klickt man auf die Nummer eines Kapitels oder eines Abschnitts, verzweigt das Programm in den Lösungsteil, wo man den Text noch einmal in Esperanto, dazu die Übersetzung ins Deutsche findet; soweit etwas zu ergänzen war, o.ä., eben auch die Lösungen (die allerdings nicht immer eindeutig sind). Der Rücksprung zur Lektion vom Lösungsteil aus erfolgt analog (oder über den Zurück-Knopf des Browsers).
Die Nummer eines Kapitels bzw. Abschnitts steht an seinem Anfang in einer Kopfzeile. Zum Beispiel bedeutet "<3.5>" Kapitel 3, Abschnitt 5 der aktuellen Lektion. Neben der Nummer stehen evtl. Hinweise auf grammatische Erklärungen, ebenfalls in spitzen Klammern. Klickt man diese an, verzweigt das Programm in den entsprechenden Grammatikteil zu dieser Lektion.
Alle anklickbaren Wörter und Texteile sind wie gewohnt durch blaue Schrift markiert. Bei Wortformen macht schon das Berühren mit der Maus eine Schnellinformation mit der deutschen Übersetzung der aktuellen Wortform sichtbar. Wem das nicht genügt, der klickt auf die Wortform und verzweigt damit ins Wörterbuch, wo der Wortstamm, die Wortformstruktur und viele gängige Ableitungen erklärt und an Beispielen mit ihrer Verwendbarkeit vorgeführt werden. Jeder Wörterbucheintrag enthält Referenzhinweise in Form von Sprungadressen <x.y.z>, die anklickbar sind und zur Lektion x, Kapitel y, Abschnitt z (zurück)führen.
Jede neu vorkommende Wortform ist einige Male (seltene manchmal auch nur 1 Mal) anklickbar und hat dementsprechend viele Referenzen im Wörterbuch, damit man immer an die Stelle im Lehrtext zurückspringen kann, von der aus man ins Wörterbuch verzweigt hatte. (Natürlich geht das in der Regel auch mit dem Zurück-Knopf des Browsers.) Ich gehe davon aus, dass jemand nach einigen Vorkommen durch die Wiederholung automatisch gelernt hat, was die Wortform bedeutet. Vokabelpauken nach Listen sollte der Vergangenheit angehören.
Notfalls gibt es genügend viele flexible Nachschlagemöglichkeiten: Von jedem Teil des Lehrwerks kann man spontan im Wörterbuch Esperanto-Deutsch und in der Wörterliste Deutsch-Esperanto nachschlagen. Das Wörterbuch ist auch nützlich, wenn man an Hand der Referenzenliste zu einer Wortform alle (indizierten) Vorkommen in den Lehrtexten durchgehen will: so verschafft man sich schnell einen Überblick über Verwendungsmöglichkeiten (die Bedeutungsbandbreite) dieser Wortform.
Man beginnt das nächste Kapitel, indem man den ersten Text mit vielen neuen Vokabeln laut liest. Dann sollte man zunächst Unverstandenes klären. Danach noch ein- oder zweimal langsam laut lesen und dabei den Inhalt im Kopf verfolgen. Nicht schriftlich ins Deutsche übersetzen, sonst bindet man sich unbewusst auch im Esperanto an die Ausdrucksweisen seiner Muttersprache. Statt dessen sich nach und nach daran gewöhnen, den Esperantotext auch nicht mehr nach dem Hören bzw. vor dem Sprechen im Kopf auf Deutsch zu formulieren. Nur so lernt man, sich "original" in Esperanto auszudrücken.
Allenfalls, wenn Sie unsicher sind oder etwas absolut nicht verstehen, in den Übersetzungs- und Lösungsteil verzweigen und dort beide Sprachversionen nachlesen. Beachten Sie dabei, dass wörtliche Übersetzungen oft nicht möglich sind oder zu sehr ungelenkem Deutsch führen. Daran sieht man, dass Esperanto eine eigenständige Sprache ist, die sich der Ausdrucksweise einer anderen Sprache zwar sehr gut anpassen kann, aber ihre eigene Eleganz erst in originalen Formulierungen entfaltet.
Hinweis zur Schreibweise von wörtlichen deutschen Übersetzungen:
Deutsche Wörter,
die im Esperanto-Text keine Entsprechung haben, stehen in eckigen Klammern.
Beispiel: Estas en ordo. '[Es] ist in Ordnung.'
Umgekehrt: Esperanto-Wörter, die sich keinem deutschen Wort der
Übersetzung zuordnen lassen, stehen in runden Klammern.
Beispiel: Respondu al mi! 'Antworte (zu) mir!'.
Wenn Sie den Lehrtext fast auswendig können, fahren Sie mit dem anschließenden Übungsteil der Lektion fort. Zu Anfang sind das viele Fragen zum Text, die man beantworten soll. Oft sind mehrere korrekte Antworten möglich, weil man sich im Esperanto sehr flexibel ausdrücken kann. Deshalb können Ihnen die Lösungsteile auch immer nur eine Möglichkeit liefern. Wenn Sie kontrollieren wollen, ob auch Ihre Antwort korrekt ist, müssen Sie einen erfahreneren Sprecher fragen.
Gehen Sie nach dieser Methode das ganze Kapitel durch. Setzen Sie bei erneutem Lernen von der Startseite in der Lektion auf, in der Sie verblieben waren. Wiederholen Sie am Anfang frühere Teile dieser oder einer der vorigen Lektionen, besonders solche, mit denen Sie sich anfangs schwer taten. Sie werden merken, dass Ihnen Esperanto immer leichter fallen wird, bis Sie in der Sprache zu Hause sind wie ein Fisch im Wasser. Aber haben Sie mit sich Geduld! Auch erfahrene Fremdsprachenlerner brauchen mindestens einige Monate bis zum fließenden Sprechen, bei mir selbst hat es damals etwa zwei Jahre gedauert.
Kaufen Sie sich Wörterbücher für beide Sprachrichtungen, etwa beim Esperanto-Buchversand. Zunächst reichen Handbücher, die man immer in der Tasche mit sich tragen kann, völlig. Suchen Sie jede Möglichkeit, Esperanto zu verwenden. Besonders empfehle ich, Texte aller Art zu lesen, wobei Sie dann eben dauernd in einem Wörterbuch nachschlagen müssen. (Da Sie aber die häufigsten 1.000 Wortstämme gelernt haben, sollten etwa 80% eines beliebigen Esperantotextes schon verständlich sein.) Versuchen Sie umgekehrt, alle denkbaren Kurztexte Ihrer Umgebung (Reklametafeln, Hinweise, usw.) auf Esperanto auszudrücken. Gewöhnen Sie sich Lieblingswendungen an. Ein paar deftige Flüche auf Esperanto helfen Ihnen in der vollbesetzten Straßenbahn vielleicht sogar zu einem freien Sitzplatz ;-) (Zugegeben, da wäre Klingonisch wahrscheinlich noch nützlicher.)
Im Internet findet man leicht Partner für einen schriftlichen oder
mündlichen Austausch.
Abseits vom Internet geht aber natürlich nichts
über das persönliche Kennenlernen anderer
Esperanto-Sprechender bei Veranstaltungen aller Art.
Der Esperanto-Weltbund
Universala Esperanto-Asocio
bietet einen "Veranstaltungsdienst"
Eventa Servo
an, der einen Kalender des laufenden Jahres mit allen möglichen
Veranstaltungen in oder außerhalb des Internets enthält.
Speziell für deutsche Esperanto-Interessenten gibt es außerdem den
Netzauftritt des Deutschen Esperanto-Bundes.
Und nun brechen Sie auf, um mit der Internationalen Sprache eine neue Kultur zu entdecken, ein "Land" mit oft sehr ungewöhnlichen, aber um so interessanteren Einwohnern. Man freut sich auf Sie.