Als Gruppe nach Santiago auf dem Jakobsweg
Raporto en Esperanto
Bericht einer Pilgerschaft
Weitere Pilgerberichte der Folgejahre findet man auf der
Übersichtsseite.
Vom 25. Juni bis zum 17. Juli 1998 war ich mit einer Gruppe von
15 Aktiven unserer Pfarrgemeinde Nordwalde und 3 Begleitfahrzeugen
auf dem Jakobsweg unterwegs. Einige von uns hatten jeweils Fahrdienst.
Die 3 Begleitfahrzeuge
transportierten den Großteil unseres Gepäcks und ein Zelt.
Dieser Bericht soll denjenigen Erfahrungen und Tips zugute kommen lassen,
die sich wie wir in einer größeren Gruppe und
mit Begleitfahrzeugen, d.h. nicht wie die gewöhnlichen Einzelpilger auf
den Weg machen wollen. Ultreia!
Zunächst eine Übersicht:
Wir haben von Nordwalde bei Münster bis zum Kap Finisterre und
zurück in 23 Tagen etwa 5.000 km zurückgelegt. Vom 3. bis zum 17.
Tag sind wir insgesamt über 300 Kilometer gelaufen; meist etwa 23 km
am Tag. Nur einen Tag davon sind wir ausschließlich in den Autos
gefahren. Festes Quartier war nur an einem Tag auf der Hinreise und an
zweien auf der Rückreise gebucht.
Für die Übernachtungen hatten wir geplant: In den Refugios
übernachten, sofern wir dadurch keinem Fußpilger den Schlafplatz
nehmen. Sonst am Refugio zelten. Wenn das nicht geht, Campingplatz
oder Privatquartier. Insgesamt ging dieses Konzept auf.
Allgemeine Tips:
- Geld: 100 Peseten = 1,25 DM bei Bankumtausch.
Die Post bietet folgende Alternative: Man wandelt das
Sparbuch in ein 3000-plus-Sparbuch um und bekommt dazu eine
kostenlose Postbankkarte. Damit kann man im Jahr viermal gebührenfrei
an jedem Automaten in Spanien, der das Visa-Zeichen hat, Geld abheben.
(Kurs: 100 Peseten = 1,17 DM = Eurowechselkurs ohne Aufschlag)
Ab dem 5. Mal kostet es jeweils 10 DM. Ich habe es 1999 ausprobiert,
ging problemlos.
Mit dem Euro wird dieses Problem aber sowieso verschwinden.
- Maut: Wie auch in Frankreich muß man an den Autobahnen
urplötzlich zahlen, manchmal abgezähltes Kleingeld! Also
in jedem Auto Kleingeld vorrätig halten. Beim Verlassen von Spanien
auf der Autobahn wurden direkt an der Grenze noch einmal 205 (!) Peseten
pro Auto verlangt, obwohl wir gerade an der letzten Tankstelle unser
Restgeld ausgegeben hatten.
- Benzin/Diesel: in Spanien billiger als zu Hause, in Frankreich
teurer. Genügend viele Tankstellen, besonders an Supermärkten
sehr günstig. In Frankreich Preise sehr unterschiedlich, in
Spanien nahezu Einheitspreise.
- Verpflegung: In Supermärkten der größeren Städte
gibt es problemlos alles. Manchmal sind sie nicht leicht zu finden.
Gaststätten: bieten sog. Menüs an: Vorspeise (z.B. Suppe),
Hauptmahlzeit (Fleisch oder Fisch mit Kartoffeln), Nachtisch, dazu Brot und
Rotwein nach Belieben! Es kann meist aus mehreren Varianten gewählt
werden. Preise: zwischen 900 und 1300 Peseten.
- Wasser: gibt es unterwegs aus vielen Brunnen. Außerhalb der
Städte problemlos trinkbar (falls kein gegenteiliger Hinweis). Anfangs
haben einige von uns Brausetabletten dem Wasser zugesetzt, später
nicht mehr. Niemand von uns hat davon gesundheitliche Probleme bekommen.
- Sprache: unbedingt vorher Spanisch-Grundlagen aneignen! Auch in den
Refugios spricht kaum jemand Englisch, eher Französisch.
- Wegekennzeichnung: der Jakobsweg war auf den Strecken, die wir
begangen haben, gut bis hervorragend ausgezeichnet. Wir hatten praktisch
keine Probleme. Der Weg führt meist direkt an den Refugios vorbei,
so daß man diese nicht lange suchen muß.
Leider gibt es noch viele Strecken über vielbefahrene
Landstraßen. Wir haben diese weitgehend mit den Autos
zurückgelegt. (siehe Reiseverlauf)
- Pilgerpaß und Stempel: Ohne Pilgerpaß braucht man es in den
Refugios gar nicht erst zu probieren. Stempel dokumentieren nicht nur
den Reiseverlauf, sondern "beweisen" auch, daß man am Ende
genügend viel gelaufen(!) ist, um in Santiago im Pilgerbüro
die "Compostela", die Anerkennungsurkunde, zu bekommen. Mindestanforderung:
durch ganz Galicien (ab Cebreiro) gelaufen zu sein. Stempel gibt es in
jedem Refugio, auch wenn man dort nicht übernachtet, und an vielen
anderen Orten, z.B. Gaststätten. Wir haben die meisten Refugios nur wegen
des Stempels betreten. ("Queriamos solo el sello" = Wir möchten
nur den Stempel)
- Refugios (Einzelbewertungen siehe Reiseverlauf): es gibt immer mehr
und immer bessere. Wegen der oft nicht vermeidbaren Enge der
Schlafräume ist es aber vielfach schöner,
im Freien (Zeltbahn als Schutz gegen Tau!) oder im Zelt zu schlafen
(oder im Auto).
Die Refugios öffnen meist erst um 16.00 Uhr. Ein Wettrennen gegen
die Mitpilger ist also nicht nötig (schien uns aber manchmal doch
gemacht zu werden). Man wird in den Refugios freundlich bis herzlich
aufgenommen. Ein Kommandoton vergangener deutscher Jugendherbergszeiten
ist unbekannt. Die Übernachtung ist vielfach kostenlos. Man sollte
aber unbedingt eine Spende geben (300 - 500 Peseten).
Toiletten und Duschen sind sehr
unterschiedlich; häufig gibt es wegen Überlastung des
Warmwassersystems kein warmes Wasser. Unbedingt Klopapier mitnehmen,
fehlt fast überall.
- Campingplätze (Einzelbewertungen siehe Reiseverlauf):
werden nach Westspanien hin weniger. Karte mitnehmen,
auf denen Campingplätze eingetragen sind (z.B. Michelin). Die
Qualität ist unterschiedlich, aber überall akzeptabel. Oft
Probleme mit fehlendem warmen Wasser sowie Klopapier (s. Refugios).
Preise: pro Person 500-900 Peseten, dazu Autos und Zelte in etwa gleicher
Höhe.
- Privatquartiere: haben wir mit einer Ausnahme nicht benutzt. Preise
für ein Bett etwa 1000-2000 Peseten.
- Fahrdienst: wie schon erwähnt, müssen ja immer Fahrer für
die Begleitfahrzeuge gefunden werden. Wir hatten auf genügend viele
"Fußkranke" unter uns gehofft. Aber außer ein paar Blasen
und Sonnenbränden (sowie Knieschmerzen) ist nichts passiert. Wir
haben den Tag dann so organisiert: die Fahrer räumen nach dem
Frühstück auf, waschen ab, kaufen ein und warten an einer
verabredeten Stelle (wo der Jakobsweg die Landstraße kreuzt)
mit dem Mittagessen. Oft haben die Fahrer auch schon Quartier besorgt.
Manchmal haben sich einige den Fahrdienst geteilt, da man ja mittags
wechseln konnte. - Die Straßen in Nordspanien waren sehr gut. Die
Innenstädte haben wir, wenn es ging, vermieden. Außerhalb
dieser keine Probleme mit Parken. Kein Versuch, unsere Autos zu knacken;
es haben aber meist 2-3 von uns in den Autos geschlafen.
- Leute: alle sehr freundlich bis herzlich, nachdem die Anfangsbarriere
mit einem freundlichen "buenos dias" überwunden war. Wenn man sich
als Pilger zu erkennen gibt, wird man sofort angenommen.
- Hunde: Es wird immer vor angriffslustigen Hunden gewarnt. Deshalb soll
man angeblich einen Stock mitnehmen. Wir haben keine gefährlichen Hunde,
aber viele liebe getroffen. Entweder schreckte unsere große
Gruppe angriffslustige Hunde ab, oder sie haben sich inzwischen
an Pilger gewöhnt.
- Gepäck: Ein Wanderstab lohnt wohl nur bei größerem
Gepäck. Wir hatten tagsüber nur eine Wasserflasche, etwas
Obst, einen Pullover, Regenkleidung sowie Kleinzeug (Pflaster, Sonnencreme,
Karte, usw.)
mit, also kein Problem. Wichtig: Hut, dazu Nackenschutz oder Halstuch.
Letzteres erwies sich als äußerst nützlich: morgens
Kälteschutz, danach Sonnenschutz und Schweißsperre. -
Einzelwanderer: Wir hörten glaubwürdig, daß nur
Anfänger mehr als 12 kg
schleppen. Viele, die mehr auf dem Buckel trugen, hatten bandagierte
Knie und Füße. Manche sahen übel aus.
- Verhältnis der Pilger untereinander: Als Gruppe bekamen wir nicht
viel Kontakt. Einzelpilger und Paare meiden die anderen. Viele scheinen
die Pilgerschaft für eine Art "Tortour de Jakob" zu halten. Wir
ernteten manchen schiefen Blick, wenn wir leichtfüßig an
schwer schleppenden Pilgern vorbeizogen. Einige fragten etwas lauernd, wo
wir denn unser Gepäck hätten. Dann, nachdem wir uns zu unseren
Begleitfahrzeugen "bekannt" hatten: "Ach so, ihr seid gar keine richtigen
Pilger." Aber nicht nur wir waren mit Begleitfahrzeugen unterwegs,
auch noch größere Gruppen mit
über 40 Personen! Ohne Zelt ist davon abzuraten, in Gruppen zu pilgern. -
Je näher man Santiago kam, desto mehr nahmen die
Pilgerscharen zu.
- Verhältnis der Gruppenmitglieder untereinander: wir waren
7 Frauen und 8 Männer, die sich vorher auf 4-5 Vorbereitungssitzungen
getroffen hatten. Der Altersunterschied war hoch: 15 - 57 Jahre. Die
meisten zwischen 20 und 25 Jahren. Der Tagesablauf zwingt alle in den
gleichen Rhythmus, was unweigerlich zu kleinen Reibereien führt.
Der gemeinsame religiöse Hintergrund (unser Kaplan war auch der
Reiseleiter) schaffte natürlich schon viel Gemeinsamkeit. In mancher
Kirche am Wege haben wir dankbar gesungen, zur Freude der Spanier. Insgesamt
haben wir alle Aufgaben untereinander verteilt (11 hatten einen
Führerschein), wobei einige zusätzlich nach Talent besondere
Aufgaben übernahmen: Koch, Verarztung von Blasen, Fahrer für
besonders schwierige Strecken, Dolmetscher, Streckenplanung, usw.
(ohne Geschlechterdiskrimierung selbstverständlich, außer
daß Peter, unserem Kaplan, das Messezelebrieren vorbehalten war).
Beratschlagt wurde gemeinsam, aber nicht zu lange. In Zweifelsfällen
gab der Reiseleiter den Ausschlag. Insgesamt sind wir besser miteinander
ausgekommen, als wir vorher gedacht haben. Auch zwei andere Gruppen von
spanischen Jugendlichen, die wir bis Santiago wiederholt trafen, schienen
sich gut zu vertragen. Der Jakobsweg stimmt doch wohl friedlich und
geschwisterlich.
Reiseverlauf:
25.06.98 Anfahrt bis Chartres
Dort Übernachtung in der Jugendherberge (vorher gebucht). (sehr gut)
Tip: Die Turmbesteigung der Kathedrale sollte pro Kopf über 10 DM
kosten. Das war einer der Fälle, in denen wir Peter als unseren
begleitenden Priester vorschickten. Er holte gerade zu Verhandlungen
über einen christlichen Mengenrabatt aus, da entdeckte man unsere
Pilgeraufmachung
(wir hatten alle ein T-Hemd mit unseren Namen, der Pilgermuschel und
einer Zeichnung des Jakobswegs an): "Pilger? Die kommen hier umsonst
rauf." Na, das ließen wir uns nicht zweimal sagen... :-)
26.6.98 Anfahrt bis St. Jean-Pied-de-Port (160 m) am Fuß der
Pyrenäen
Ziemlich erschöpft trafen wir dort ein und
suchten das Refugio, um dort zu zelten. Nachdem eine hilfsbereite
Einheimische am Refugio schon alles angeleiert hatte, kamen zwei liebe
deutsche Landsleute dazu und lehnten jede Hilfe kategorisch ab.
Einer von ihnen (sogar aus Münster) versuchte, uns richtig
zur Schnecke zu machen: So eine große Gruppe,
wohl wahnsinnig geworden, mit Autos gibt's keinen Pilgerausweis,
habt euch wohl gar nicht vorbereitet, ich habe 10 Jahre dazu gebraucht,
ihr Flachlandtiroler schafft ja nicht mal die Pyrenäen usw.
Uns rutschte das Herz etwas in die Hosen. Das fing ja lieblich an! Dann
kam Trotz hoch: Dem Klugsch... werden wir es zeigen!
Immerhin gab er uns den Hinweis, auf den städtischen Campingplatz
zu gehen (und kontrollierte später, ob wir wenigstens das gerafft
hatten). Der Campingplatz war eigentlich schon geschlossen,
aber man konnte sich einfach einrichten und am andern Morgen bezahlen.
Nicht sehr luxuriös, aber zufriedenstellend.
27.6.98 Übergang über die Pyrenäen bis Roncesvalles (25 km)
Die im Refugio erhaltene Wanderskizze hatte einen Fehler: sie wies den
Weg über den Ibañeta-Paß aus; die gelben Wanderzeichen
führten aber direkt nach Roncesvalles. (Für den, der wirklich
über den Ibañeta-Pass will, hier die Lösung: hinter dem
Paß (1.480 m) der Asphaltstraße, die
von links vom Fernsehturm kommt, nach rechts folgen.)
Wir "Flachlandtiroler" sind ohne Probleme über die Pyrenäen
gekommen. (Was uns half: Zu Hause hatten wir ganz schön
trainiert und waren bis 30 km probegelaufen.
Der steilste Aufstieg fand zu Anfang bei bedecktem Himmel statt.)
Wasser: Nach dem ersten steilen Drittel gibt es eine Quelle mit gutem
Wasser.
(Etwas später kamen wir aus den Wolken heraus, und die Sonne fing an
zu brennen.) Die Rolandquelle kurz vor der spanischen Grenze
(großer Grenzstein)
war ein mickriges Rinnsal, sah nicht trinkbar aus. Etwa 1 km hinter
der Grenze Ruine einer Einsiedelei (und geschlossene Schutzhütte) mit
einer schönen klaren und kalten Quelle. Kurz darauf der erste Sattel
bei 1.250 m, danach noch einmal steil hoch bis zum Paß in 1.480 m
Höhe. Dann geht es etwa 500 m sehr steil abwärts
(viele von uns bekamen Knieschmerzen). Da wir aber viel Zeit (Pausen!)
hatten, war alles halb so schlimm.
In Roncesvalles gab es die benötigten Pilgerausweise trotz
Begleitfahrzeugen, aber keine Unterkunft. Deshalb
Übernachtung auf dem Campingplatz Burguete (5 km hinter Roncesvalles,
sehr gut, Menü: 1100 Peseten = 13,75 DM)
28.6.98 zu Fuß nach Larrasoaña (26 km)
War anstrengender als wir dachten. Viele Steigungen, viel Geröll. Es
geht keineswegs sanft die Pyrenäen hinab, wie man denken könnte,
sondern noch einige Male auf und ab. Mehrmals trafen wir andere Pilger.
Auf der Höhe von Erro erwarteten
uns die Bullis mit dem Mittagessen. Danach ging es frisch gestärkt
weiter. Nach der herrlichen Landschaft ist das Industriegelände
in Zubiri ein Schlag ins Gesicht. Gottseilob wird es dann bis
Larrasoaña
wieder schön.
Unterwegs ein Schock: einer schreit auf, daß
er seinen Gürtel verloren hat, mit allem Geld und allen Ausweisen.
Sofort begleitet ihn einer von uns mit zurück; die andern
übernehmen die Tagesrucksäcke. Kurz drauf treffen
wir in Larrasoaña ein. Die Bullifahrer warten am (genauer gesagt:
im) klaren Fluß und planschen dort herum. Kurz drauf starten
zwei Bullis, um nach den Suchern Ausschau zu halten. Aber die
Straße ist ja abseits des Pilgerweges. Kaum sind sie weg, kommen
zwei freudestrahlende Gestalten über die Brücke und
schwenken den Gürtel. Er hat mitten auf dem Pilgerpfad gelegen,
unberührt. Bald sind auch die Bullis, die bis Zubiri
zurückgefahren waren, wieder da. Jetzt möchten wir
die Stempel im Refugio, das nicht weit um die Ecke an der
Hauptstraße liegt. Ob wir sie bekommen, trotz Begleitfahrzeugen?
Peter, unser Kaplan, schmeißt sich für alle Fälle
in ein Priestergewand, man weiß ja nie. Wir umstehen ihn
feixend. Im Refugio stellt sich heraus, daß dieser Umstand
hier und überall sonst auch überflüssig war.
Der Refugioleiter, Pfarrer und Bürgermeister außerdem,
schwallt uns herzlich zu und stempelt nach Leibeskräften.
Er sei auch in Aachen gewesen, kenne die dortige Jakobsgesellschaft
gut. Viel mehr haben wir sprachlich nicht verstanden, die Sprache
des Herzens war aber problemlos zu verstehen.
Autofahrt nach Najera (fast 130 km). Campingplatz im Ortszentrum.
Etwas klein, aber gute Einrichtungen. Je mehr Spanisch wir
zusammenkratzten, desto freundlicher wurde der Besitzer. (gut)
29.6.98 zu Fuß nach Santo Domingo de la Calzada (23 km)
Unterwegs: Refugio in Azofra, von Deutschen betreut (die aber nicht
anwesend waren): (vorbildlich) Das Refugio liegt direkt neben der
Kirche und war natürlich zunächst geschlossen. Nachdem
wir ein paar Minuten dort herumgestanden hatten, kam eine alte Frau
mit dem Schlüssel und zeigte uns alles stolz. Mit zwei
schwedischen Radpilgerinnen trugen wir uns in das Gästebuch
ein. Unser Jüngster ließ seinen Pilgerhut liegen und
durfte anschließend 1 Kilometer hin- und zurücklaufen, um ihn
zu holen. Später trafen wir auf einen Pilger aus den USA,
der uns mit Tonband interviewte und ein Lied aufnahm. Gerade da hatten
uns auch die schwedischen Pilgerinnen wieder eingeholt. Sie wunderten sich,
wie weit
wir schon wieder gelaufen waren. Nun, sie mußten mühsam
mit ihren Rädern über die zerrissenen Feldwege holpern.
Ich habe hier wie auch später noch öfter die Radpilger
bedauert. Santo Domingo de la Calzada: Der Dom (mit dem berühmten
Hühnerpaar) war geschlossen. Direkt daneben im Stadtzentrum ist
das Refugio; kein Platz für ein Zelt. (keine Wertung)
Campingplatz vor den Toren rechts der Einfallstraße (auf Hinweisschild
achten). Mit Schwimmbad (kalt). Laden. Gaststätte.
(vorbildlich, aber auch etwas teurer)
30.6.98: von Belorado nach San Juan de Ortega (18 km)
Morgens zunächst an der staubigen Stadt Santo Domingo de la Calzada
in den Autos vorbei bis Belorado (23 km), da
vorher der Jakobsweg nur über die Landstraße geht.
Belorado: Refugio an der Kirche. (keine Wertung)
Zu Fuß nach San Juan de Ortega.
Hinter Villafranca de Montes de Oca geht es steil hoch in die Oca-Berge.
Oben auf der Höhe schöner Rastplatz mit Quelle. Einige Kilometer
weiter Abzweigung nach links zur Fahrstraße mit Rastplatz
Valdefuentes (Wasser angeblich nicht trinkbar). Hinter den Bergen
das winzige Dorf San Juan de Ortega mit Kathedrale und Refugio.
Herzliche Aufnahme durch eine ältere Frau.
"Bleibt doch hier, hier ist genug Platz für euer Zelt!"
Leider hatten wir voreilig nochmal den Campingplatz
in Santo Domingo gebucht (und fuhren die Strecke wieder zurück).
Pilger mit Zelt (und andere) sind in San Juan de Ortega
also willkommen. (Wir haben uns aber nicht davon überzeugt,
daß es wirklich Platz für unser Zelt gab.)
01.07.98 große Fahrt in den Autos bis Mansilla de las Mulas
vor León (gut 200 km).
Campingplatz in Mansilla: wurde nach 2 Jahren gerade
wieder eröffnet. Einfache Einrichtungen, (momentan noch) kein warmes
Wasser. Dafür sehr billig. (Zufriedenstellend)
(Es gibt noch einen weiteren Campingplatz zwischen Mansilla und León.)
Besichtigung von León, wo wir auch mit Augusto aus Valencia verabredet
sind. Er will uns eine Woche begleiten. Meine Frau und ich sprechen wie
er u.a. Esperanto, und dadurch haben wir ihn über das Internet
kennengelernt. Vor der Kathedrale von León kreuzt er gleich mit einem
Reporter auf. - In der Woche danach hat er sich bestens mit unserer
Gruppe verstanden, wir fühlten uns bereichert. Danke, Augusto!
Abends Menü im Dorfgasthaus von Mansilla (unweit des Refugio):
900 Peseten (sehr zu empfehlen).
02.07.98 Von Astorga nach Rabanal del Camino
Zunächst mit den Autos nach Astorga. (45 km)
Dort Besichtigung der Innenstadt.
Danach zu Fuß nach Rabanal del Camino (20 km).
Refugio von Engländern geleitet. Wiesen uns ab: "Nur im Notfall
zelten im Garten, da sonst die Einrichtungen überlastet werden.." :-(
Notunterkunft im privaten Refugio im Dorfzentrum.
Gute Einrichtungen. Küche mit Herdfeuer. U.a. Schlafsaal mit
40 Betten, der durch eine Jugendgruppe aus Madrid belegt war.
Nette Herbergswirtin. Mäßiger Preis. (Sehr gut)
In der Pilgerküche gibt es Getuschel über uns. Augusto,
unser spanischer Freund und Begleiter,
fragt nach dem Grund. Man zieht eine Zeitung hervor, in der
wir groß abgebildet sind. Aha, das Interview in León.
03.07.98 zu Fuß über die Berge von León
bis Molinaseca
Höhen wie in den Pyrenäen.
Unterwegs das "Eiserne Kreuz" (Cruz de Hierro), an dem die Pilger einen Stein
für ihre Sorgen ablegen. Meine Frau und ich hatten je einen
Schotterstein vom Privatgleis zum atomaren Zwischenlager Ahaus
mitgebracht. Schlechtes Wetter: Wolken, fast keine Sicht, aber auch
kein Regen. Auf einmal Glockengeläut zur Begrüßung, als
wir in Sicht kommen: Refugio Manjarin. Hier leben einige Sonderlinge
in primitiven Verhätnissen, aber gastfreundlich und sympathisch.
Jeder Pilger trägt symbolisch einen Stein von einer der nahen
Ruinen herbei,
da neben dem jetzigen Refugio ein weiteres entstehen soll.
(Übernachten: Wer's gern naturverbunden oder abenteuerlich möchte:
warum nicht?)
Molinaseca: Refugio mit festen Zelten, aber auch Stockbetten im
Freien unter dem
Dachüberstand. Letztere nahmen wir gleich in Beschlag.
Der Hospitalero schüttelte den Kopf: er konnte uns ein paar Betten
im Haus anbieten, aber wir wollte lieber alle zusammen draußen
schlafen.
Das Refugio ist eng; wenige, sehr enge Duschen und Toiletten.
Aber Fernsehen (Fußballweltmeisterschaft) und Bier. (gut)
04.07.98 zu Fuß nach Villafranca del Bierzo (28 km)
Morgens erst durch Ponferrada. (Bei unserer Planung hatten wir die
größeren Städte ausgespart, da bei Refugios
in kleineren Ortschaften eher zu erwarten war, daß wir dort
Platz für unser Zelt finden würden.)
Bei glühender Sonne bis Cacabelos. Mittagspause am Fluß.
Dann weiter nach Villafranca del Bierzo
(leider einige staubige Wanderabschnitte auf der Fernstraße).
Villafranca del Bierzo: 2 Refugios und 1 Zeltplatz.
An der alten Pilgerkirche (mit Ablaßpforte) privates Refugio.
Herzliche Aufnahme, aber alles im Umbau. Kein Platz für ein Zelt.
Abends in diesem Refugio gutes Menü. Nicht so toll wie im Gasthaus,
aber noch sehr gut und sehr preiswert.
Offizielles Refugio etwas davor am Jakobsweg.
Scheint recht neu zu sein. (Keine Wertung)
In der Innenstadt (am Ende des Marktplatzes rechts an einem
Bankgebäude eine steile Gasse hoch, dann die nächste
Straße links) ein neuer
städtischer Pilgerzeltplatz mit fest
installierten Zelten. Hier wurde jeder ohne Rückfrage aufgenommen.
(Am anderen Morgen wurde sogar unsere übliche Spende abgelehnt.)
Mehrere Duschen- und Toilettenwagen; Waschwagen. (vorbildlich) Leider
fast kein Platz zum Parken.
05.07.98 zu Fuß nach O Cebreiro (auf der Höhe der Kordilleren)
(29 km)
Leider erst 12 km mühseliger Anmarsch, zum Großteil auf
der Straße bis Ambasmestas. Evtl. sollte man diesen Teil mit dem Auto
fahren.
Es gibt eine alternative Strecke über einen Bergrücken,
die landschaftlich schön, aber 4 km weiter sein soll. Diese
zusätzliche Anstrengung haben wir uns nicht zugetraut.
Dann beginnt der Aufstieg, hinter Herrerias, steil hoch, auf einer alten
Römerstraße mit teils Originalpflaster bis La Faba. Brunnen.
Bei Sonne dann noch sehr anstrengende 4 km immer weiter hoch bis O Cebreiro.
Für uns mit Abstand die anstrengendste Strecke.
O Cebreiro: großes Refugio mit sehr guten Einrichtungen
(empfehlenswert), aber überfüllt. (Die Gruppe aus Madrid lag
in den Gemeinschaftsräumen und der Küche auf dem Boden.)
Kein Platz zum Zelten, alles zu steil. Aber: das alte Refugio, ein
uraltes Keltenhaus, sehenswert und dreckig. Wir nahmen es. (Duschen und
Toiletten im ca. 300 m entfernten Refugio durften wir mitbenutzen.)
Es war schon komisch, sich dort einzurichten, während die Touristen
aus und ein gingen und schaudernd zusahen, wie wir dort auf dem Boden
schlafen wollten. Abends, bei Kerzenlicht und Rotwein, ging es sehr
lustig zu.
06.07.98 zu Fuß nach Triacastela (24 km).
Dort wimmelte wieder die
Gruppe aus Madrid, so daß wir mogelten: mit dem Auto nach Sarria
(18 km).
In Sarria ganz neues Refugio mit sehr guten Einrichtungen
(empfehlenswert). Hier konnte unsere ganze Gruppe Betten bekommen. -
Augusto machte abends für uns alle eine Paella in der Pilgerküche.
Lecker!
07.07.98 zu Fuß nach Portomarín (24 km)
Morgens das einzige Mal Regen auf dem Marsch, aber nicht
lange. Sehr kalt.
In Portomarín wie erwartet alles überfüllt.
Die angebotene Turnhalle (wahnsinnig laut, 1 Toilette und 1 Dusche, defekt)
kam trotz aller Pilgerbescheidenheit nicht in Frage.
Zu Fuß zum
Campingplatz (2 km) an einem Bauernhof. Viel Platz. Leider teils
defekte Einrichtungen. Schwimmen im Stausee (das Wetter war längst
wieder super). Billig. (gut)
Wir brachten etwas traurig unseren spanischen
Freund Augusto nach Lugo zum Zug. Danach Stadtbesichtigung. -
08.07.98 zu Fuß nach Palas de Rei (24 km)
Ab jetzt glich der Pilgerweg einer Ameisenstraße. Der großen
Gruppe aus Madrid waren wir durch unsere gemogelten 18 km Autofahrt
entkommen; aber: ab jetzt liefen wir zusammen mit einer ebenso großen
aus Zaragoza. Das Refugio in Palas de Rei (empfehlenswert) war voll,
die Notunterkunft beim Pfarrer neben der Kirche auch (4o Plätze auf
dem Fußboden). Wir durften aber zwischen Notunterkunft und Kirche
zelten. (So gab es für 55 Pilger je 2 Duschen und Toiletten.)
Menü in der Stadt 800 Peseten. Sehr gut.
09.07.98 zu Fuß nach Ribadiso (25 km)
Einsam gelegenes Refugio am Fluß (Wasser viel zu kalt zum Baden).
Viel Platz für Zelte (aber keiner zum Parken, wir quetschten uns
auf eine Einfahrt). Sehr gute Duschen und Toiletten, aber die Hälfte
abgeschlossen, obwohl die große Gruppe und wir zusätzlich
da waren. Ansonsten: (empfehlenswert)
10.07.98 zu Fuß nach Santa Irene (20 km).
Eigentlich wollten
wir 4 km weiter bis O Pino, aber unser Vorauskommando teilte uns über
Sprechfunk mit, daß dort kein Platz zum Zelten war. Hinter dem Refugio
von Santa Irene war eine Wiese, aber: wie befürchtet, gehörte sie
nicht zum Refugio und war auch zu uneben für ein großes Zelt.
Also, mit den Autos zurück nach Arzua zum Campingplatz.
Klein, wenige und enge Duschen und Toiletten. Schwimmbecken. (gut)
11.07.98 von Santa Irene zu Fuß nach - Santiago! (27 km)
Eigentlich sollte diese letzte Fußetappe die kürzeste werden,
nämlich von O Pino nach Monte del Gozo. Nun mußten wir schon die
4 km von Santa Irene nach O Pino zulegen. Dann beim Monte del Gozo
angekommen, stellte sich heraus, daß die riesige Campinganlage
geschlossen war. (Unter brütender Sonne und kein Schatten,
sowieso nicht einladend.) Und die berühmte Sicht auf Santiago
durch einen Eukalyptuswald versperrt!
Also, weiter zu Fuß nach Santiago und
zum dortigen Campingplatz "As Cancelas", sehr anstrengende 7 km Pflastertreten.
Wegverlauf zum Campingplatz "As Cancelas": In der Stadt immer den Jakobsweg
entlang, zuerst auf der Rua de San Lazaro,
bis er an einer großen Kreuzung im Osten der Stadt halblinks
abzweigt (Rua do Valino). (Geradeaus geht die Rua de San Lazaro als
Avenida do Camino Frances weiter: nur Autofahrer folgen dieser
gemäß den Schildern zum Campingplatz. 1,5 km Umweg!)
Fußgänger gehen an
dieser Kreuzung an einer Bushaltestelle rechts eine steile Treppe hoch.
Von hier ist man binnen 400 m auf
der Straße oberhalb der Treppe nach einer steilen Linkskurve
schon am Campingplatz (Rua 25 de Xullo). -
Der Weg vom Campingplatz in die Innenstadt: Die steile Straße
und die Treppe wieder herunter, ab der Kreuzung einfach wieder dem
Jakobsweg folgen: Rua do Valino, Rua das Fontinas, Fonte dos
Concheiros, Rua de San Pedro. Hier erreicht man die Altstadt und geht
immer weiter geradeaus zur Kathedrale.
Campingplatz "As Cancelas" (es gibt noch weitere):
2,5 km vom Zentrum entfernt,
also in Zu-Fuß-Reichweite. Schwimmbad. Sehr gute Duschen und
Toiletten. (empfehlenswert)
Am Spätnachmittag haben wir die
Pilgerurkunden im Pilgerbüro bekommen.
Nach etwas Diskutieren, denn man sah sofort aus unseren Pässen,
daß wir nicht von Roncesvalles gelaufen sein konnten. Aber wir
hatten alle Stempel ab O Cebreiro, und so ging es durch.
Abends Menü in der Innenstadt (1300 Peseten); nach 4 Flaschen Rotwein
streikte der Ober, mehr sei nicht inbegriffen. Typisch Großstadt.
:-( Auf dem Weg in die Innenstadt gibt es unterwegs ein besseres Angebot.
Abends bekamen wir noch Ärger auf dem Campingplatz. Nachdem
wie üblich noch etwas die Rotweinbecher kreisten,
wurden wir um 24 Uhr durch die Lageraufsicht ultimativ zum Schlafen
aufgefordert. Sonst flögen wir vom Platz. :-(
In der Nacht fuhr
Peter hoch und rief im Schlaf trotzig: "Wir sind eine gemischte
katholische Pilgergruppe." Jawohl! :-)
12.07.98 Santiago de Compostela
(Sonntag, so hatten wir es geplant) Pilgermesse mit
Weihrauchfaßschwenken in der Kathedrale. Nachmittags zur freien
Verfügung.
13.07.98 Beginn der Rückfahrt über Kap Finisterre
(heul!)
Zunächst 125 km an der Küste entlang nach Kap Finisterre.
(Zu-Fuß-Entfernung nur etwas über 80 km, aber nicht so schöne
Strecke.)
Achtung: In der Stadt Fisterra nicht in den Hafen runterfahren,
sondern die Hauptstraße kurz hinter dem Ortsrand nach rechts
in Richtung "Faro" (Leuchtturm) verlassen.
Am Kap hatten wir schlechtes Wetter: fast keine Sicht, sogar etwas Regen.
Traditionell haben wir
kaputte Schuhe, Socken und T-Hemden verbrannt. Stank furchtbar.
Weiterfahrt an die Nordküste bis hinter Gijon. Campingplatz.
Wetter immer noch schlecht, aber kein Regen mehr.
14.07.98 Weiterfahrt: Altamira, Noja
Auf dem Weg weiter die traumhafte Küste entlang
wollten wir auch einen Abstecher zu den berühmten Höhlen
von Altamira machen. Große Enttäuschung:
Die Höhlen selbst sind nur nach Voranmeldung von ca. 1 Jahr (!)
zu besichtigen. Oberirdisch gibt es ein Museum, das schon
um 14.30 h schließt: wir kamen um 14.10 h an und durften gerade noch
die Toiletten benutzen... :-(
Jetzt hielt uns nichts mehr: Hinter Santander hatten wir auf der
Karte den Strand von Noja ausgesucht, denn das Wetter wurde immer
sonniger. Auf einem kleinen Campingplatz bekamen wir problemlos
Unterkunft. Noja: Sandstrand mit vorgelagerten Felsen. Herrlich! 6 von uns
blieben die Nacht über gleich am Strand.
15.07.98 Weiterfahrt nach Loyola
Weil wir bei dem schlechten Wetter der Vortage viel weiter gefahren waren,
als ursprünglich geplant war, hatten wir heute viel Zeit.
Bis kurz nach Mittag blieben wir noch an unserem Traumstrand.
Dann ging es die relativ kurze Entfernung bis
zur riesigen Klosteranlage von Loyola.
Freundliche Aufnahme durch die Schwestern,
aber teuerste Unterkunft unserer Fahrt (2.500 Peseten pro Kopf nur
für Übernachtung). (nicht empfehlenswert) Von zu Hause aus
ist blind buchen wohl schlecht buchen. Wenn man keine Busreise macht,
sondern ein Zelt dabei hat, ist man auf einem Campingplatz billig
und gut bedient.
16.-17.07.98 Rückreise
mit Zwischenübernachtung in der
Jugendherberge in Tours (gut).
Dort wurde einem von uns die gesamte Barschaft
aus dem abgeschlossenen Zimmer gestohlen. :-(
Letzte Änderung: 02.03.2017